Kirche St. Briccius

Mittelalterliche Christen brauchten Raum und Zeit zur Strukturierung von Glaubensgemeinschaft. Kirche war im Mittelalter ein intensives aber auch alltägliches Erlebnis.

Der normale Belziger des Mittelalters war nicht dumm aber häufig Analphabet. Unter diesen Voraussetzungen entstanden die Kirchen im Herrschaftsbereich der Grafen von Belzig. Nur wer fest in Familie und Kirche eingebunden war, hatte eine Chance im Leben. Das erklärt auch die großartigen Anstrengungen zum Bau der Kirchen. Dabei ist die Kirche nur Hülle für den Altar und das damit verbundene Heil. Der Altar ist die Verkörperung des Abendmahlstisches. Im Mittelalter wurde er mit Christus gleichgesetzt. Die Wirksamkeit des Altars begründet sich durch die Einbettung der entsprechenden Reliquie. Zum besseren Verständnis der Heilsgeschichte wurde der Altaraufsatz mit Bilddarstellungen versehen.

Im Fall der Belziger Burgkirche wird das Patrozinium von Hauptaltar und Kirche einem flämischen Heiligen zugeordnet. Der Schutzherr (Patron) war der Heilige Briccius von Esch aus dem heutigen Belgien.

In einer Urkunde des Brandenburger Bischofs Balderam wurde die Bricciuskirche erstmals 1186 urkundlich erwähnt. Eine weitere Erwähnung erfolgte 1361. Die Familie von Oppen stiftete einen Marienaltar. Später (um 1450) wurde auch ein Altar der Heiligen Maria Magdalena erwähnt.

Der Chor und Kirchturm werden wohl im Verlauf des 15.Jh. errichtet worden sein. 1530 erfolgte die Kirchenvisitation durch Dr. Luther. Später erfolgte eine kurzzeitige Umbenennung der Kirche in Heilig Geist Kirche. Nach größeren Renovierungsarbeiten wurde die Bricciuskirche am 10.7.1619 wiederum geweiht.

Sowohl das Gemeindeportal (Gemeindeeingang), im Nord-Westen als auch das Priesterportal im Nord-Osten werden noch genutzt. Die Innenausstattung ist sehr sehenswert. Es gibt z.B. die mit floralen Elementen bemalte Flachdecke (Datierung 1663). Im Chor ist das mit Engelsköpfchen umgebene Auge Gottes zu sehen. Die Kanzel wurde um 1665 gefertigt. Die bildliche Ausgestaltung (1861) der Kanzel zeigt die Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes) und den Apostel Paulus. In dieser Zeit ist auch der hölzerne Altaraufsatz entstanden. Als Motiv für das Hauptfeld wurde „Jesus in Gethsemane" gewählt. Ein weiteres Bild zeigt „Christi Himmelfahrt". Das Altarbild wurde 1861 angeschafft. Die Emporen an der West- und Nordseite existieren noch. Die Orgel befindet sich auf der Westempore. Hergestellt wurde sie 1949 von der Orgelwerkstatt Alexander Schuke Potsdam. Die Kirchenglocke der Werkstatt Heinrich Borstelmann aus Magdeburg wird auf das Jahr 1618 datiert. Gestiftet wurde die Glocke offenbar von Hans und Andreas Falkenröder. Besonders eindrucksvoll sind zwei Epitaphe im östlichen Bereich der Nordwand. Es handelt sich dabei um Gedenksteine für Hennig von Falkenreder (+1606) und ein weibliches Mitglied der Familie von Königsmarck.

Im Altarraum befindet sich noch der Kindergrabstein der Elisabeth Gruner (+1576). Dieser Kindergrabstein wurde bei den Sanierungsarbeiten nach 1903 gefunden. Er wurde als Altarstufe genutzt. Die Wiederherstellung der Kirche ist nach den Verwüstungen des 30-jährigen Krieges für 1663 belegt. An späteren Erneuerungen wären z.B. die Arbeiten 1903-36 erwähnenswert. Damals erfolgte eine bemerkenswerte Ausmalung im Innenbereich.

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